Louise Labé
La Belle Cordière - Die schöne Seilerin
franz. Schriftstellerin, Lyrikerin, "Feministin"
Je vis, je meurs; je brûle et je me noie ...
Ich leb, ich sterb; ich brenn und ich ertrinke ...
Louise Labé: Sonett VIII
(Aus: Die Vierundzwanzig Sonette der Louïze Labé Lyoneserin.
1555. Übertr.: Rainer
Maria Rilke, Leipzig 1917)
Da
die Zeit gekommen ist, Mademoiselle, wo die strengen Gesetze der Männer
die Frauen nicht mehr daran hindern, sich der Gelehrsamkeit und den
Künsten zu widmen, scheint es mir, daß diejenigen, die in
solch günstigen Umständen leben, diese schickliche Freiheit,
welche sich unser Geschlecht früher so sehr wünschte, zum
Studium nutzen und den Männern das Unrecht vor Augen führen
sollten, das sie uns zufügten, in dem sie uns die Befriedigung
und die Ehre vorenthielten, welche uns hieraus erwachsen konnten; und
wenn es eine so weit bringt, daß sie ihre Gedanken schriftlich
niederlegen kann, möge sie dies mit Sorgfalt tun und nicht den
Ruhm verachten, sondern sich lieber damit, als mit Ketten, Ringen und
aufwendigen Kleidern schmücken; diese sind eigentlich nur durch
den Gebrauch unser.
...
Gott erhalte Sie gesund!
Lyon am 24. Juli 1555.
Ihre ergebene Freundin Louise Labé
Louise Labé: Widmungsbrief an eine unbekannte Lyoneserin (Épitre dédicatoire à M.C.D.B.L.), 24. Juli 1555 (Übers.: Monika Fahrenbach-Wachendorff, Elisabeth Schulze-Witzenrath: Louise Labé. Sonette und Elegien)
Louise Labé (auch: Louïze Labbé; Quelle: fulgura
frango)
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